1932: Wohnraum für Familien entsteht
1929 begann mit dem New Yorker Börsencrash eine Weltwirtschaftskrise. Auch in Deutschland steig die Zahl der Arbeitslosen ständig, Ende 1931 waren es bereits über 6 Millionen. Die Menschen hungerten und so entstand der Gedanke, Arbeitslose am Rand der Großstädte als „Selbstversorger“ anzusiedeln. Um sie von der Straße wegzuholen, sollten sie unter der Anleitung versierter Baufirmen „ihre“ Häuser selbst errichten und dabei weiter Arbeitslosenunterstützung erhalten. Wer eine Siedlerstelle übernahm, verpflichtete sich, das große Grundstück mit Nutzgarten und Kleintierhaltung entsprechend zu bewirtschaften. Ende 1931 waren alle Erwerbslosen vom Städtischen Fürsorgeamt aufgefordert worden, sich zur Teilnahme am Siedlungsbau zu bewerben. Für den 1. Bauabschnitt wurden Bewerber bevorzugt, die seit längerer Zeit arbeitslos waren, eine kinderreiche Familie hatten und durch landwirtschaftliche und gärtnerische Kenntnisse oder Erfahrungen im Bauhandwerk besonders für eine Siedlerstelle geeignet waren. 380 Siedlungshäuser wurden im 1. Bauabschnitt bis Oktober 1932 in Gemeinschaftsarbeit erstellt und im Losverfahren „ihrem“ Siedler zugesprochen.
Heute kaum vorstellbar – die Häuser waren für kinderreiche Familien gedacht, hatten aber nur eine Wohnfläche von 46 qm! Die Wohnküche war mit 14 qm der größte Raum, dann gab es ein Eltern-Schlafzimmer von 12 qm und für die Kinder zwei kleine Schlafräume von zusammen 20 qm. Daher wurde oft ein Raum über dem Viehstall mit schräger Decke als zusätzlicher Schlafplatz genutzt.
Aus Kostengründen konnte die Siedlung zunächst nicht an das städtische Kanalsystem angeschlossen werden. Wasser zum Kochen, Waschen und Putzen musste von einer Pumpe im Garten geholt werden. Es gab nur ein Plumpsklo außerhalb des Hauses. Rechts und links der Straßen verliefen keine Gehwege sondern Gräben für die Ableitung des Regenwassers.
Bis 1946 gab es noch keine Grundschule in Goldstein und so mussten die Kinder bei Wind und Wetter auf ungeschützten, schattenlosen Wegen und Straßen in die benachbarten Stadtteile laufen. Und dies wegen Vor- und Nachmittagsunterricht zweimal am Tag. Die Goldsteiner Kinder, so sagt man, erkannte man in den Schulen immer an den schmutzigen Schuhen.