Goldsteiner Geschichten aus dem Mittelalter

Zur Geschichte der Wasserburg Goldstein sind im Heimatmuseum Schwanheim Fundstücke ausgestellt, die ein Bild vom Leben der einstigen Burgbewohner zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert geben. In den Austellungsräumen können neben Kacheln, Vorratsgefäßen, Kochtöpfen, Trinkbechern und sonstigen Gebrauchsgegenständen auch ein Kinderschuh aus Leder sowie Eisengeräte und Werkzeug bewundert werden.

Link zur Webseite: https://heimatmuseum-schwanheim.de

Ausschnitt aus der Karte „Frankfurter Gebiet“, Joannes Janssonius, 1640. Quelle: Historisches Museum Frankfurt C11723.

Rätselhafter Ursprung im Mittelalter

Auf halber Strecke zwischen Niederrad und Schwanheim lag in der Mitte eines sumpfigen Geländes des Wildbanns Dreieich ein befestigter Hof. Warum und von wem er in dem unwirtlichen Gebiet des Reichsforstes der fränkischen Könige einmal ursprünglich errichtet wurde, ist ein bisher ungelöstes Rätsel. Fest steht, dass der Hof bereits 1348 im Besitz einer Frankfurter Familie von Großhandelskaufleuten war – aber nicht zum Frankfurter Stadtgebiet gehörte.

Ausschnitt aus der Karte „Territorium und Ansicht der Reichsstadt Frankfurt“. Elias Hoffmann/Heirich Wierich 1587. Quelle: Historisches Museum Frankfurt C18054;18055.

Wer baute mitten im Sumpf eine Burg?

Kein Graf oder Fürst baute die Wasserburg Goldstein, sondern ein Frankfurter Großhandelskaufmann.  Johann Goldstein V. stammte aus einer Frankfurter Patrizierfamilie und muss um 1340 zu Reichtum und Einfluss gekommen sein. Er war Ratsherr und zweiter Bürgermeister der Stadt Frankfurt. Vermutlich aus Prestigegründen und um seine Macht im Rat der Stadt Frankfurt zu verdeutlichen, baute er 1348 den damals bereits befestigten Hof zur verteidigungsfähigen Wasserburg aus. Dieser Hof muss also schon länger im Besitz der Familie gewesen sein. Ob die für damalige Zeiten prächtige Burg auch als Stammsitz der Familie gedient hat und dauerhaft von ihr bewohnt wurde, ist nicht sicher belegt. Denn als Wohnort der Familie wurde nach wie vor der „Goldstein an der Braubach“ in den Ratsakten genannt, ein Wohnturm, der im alten Frankfurt in der Nähe des Kornmarktes lag.

Woher kommt der Name Goldstein?

Das ist der Name der Frankfurter Patrizierfamilie, die den Hof Goldstein außerhalb des Frankfurter Stadtgebietes im Mittelalter besessen hat. Er bezieht sich jedoch nicht auf den Hof oder die Wasserburg selbst, sondern auf den älteren Wohnsitz der Familie direkt in Frankfurt. Der Stammsitz der Familie war ein Wohnturm, genannt „der Goldstein an der Braubach“. Er wurde vermutlich um 1180 von Markolf von Bornheim erbaut und lag in der Nähe des Kornmarktes im alten Stadtkern von Frankfurt.

Erster Träger des Familiennamens: Johann Goldstein I. (1190-1250), Sohn von Markolf von Bornheim, Schöffe der Stadt Frankfurt bis 1243, Großkaufmann und Freund König Heinrichs VII. Die Familie starb um 1466 aus. Der Name des Frankfurter Stadtteils Goldstein ist eines der letzten Zeugnisse dieser Frankfurter Familie, die einst in der Stauferzeit so einflussreich und mächtig war.

Goldstein wird eine Festung zum Schutz gegen Mainz

Johann Goldstein V. wurde 1344 Jüngerer Bürgermeister. Er muss sehr reich gewesen sein und über großen Einfluss verfügt haben, denn er baute 1348 gegen den Willen der Stadt Frankfurt den bereits befestigten Hof Goldstein zum Schloss mit Wohnturm aus und versah ihn mit zusätzlichen Wassergräben. Der Hof war bereits vorher im Besitz der Familie. Im Jahr 1400 kaufte die Stadt Frankfurt das Anwesen, da es zur Verteidigung gegen das bis Schwanheim reichende Gebiet des Mainzer Erzbischofs wichtig geworden war. 

Die Stadt Frankfurt bestimmte zur Verwaltung adlige Amtmänner und bezog die „Festung Goldstein“ in das Frankfurter Landwehrsystem ein. Um 1500 ließ die Stadt die Wassergräben um die Burg, die vom Schwarzbach gespeist wurden, noch weiter befestigen und vertiefen.

Verfall nach dem Schmalkaldischen Krieg

Im August 1552 wurde die Burg nach der Belagerung von Frankfurt von abziehenden Truppen in Brand gesteckt. Die Stadt Frankfurt baute die Festung nicht wieder auf, da die verhältnismäßig kleine Wasserburg den inzwischen aufgekommenen großen Kanonengeschützen nichts entgegenzusetzen hatte.

Das Anwesen verlor weiter an Bedeutung, da die Stadt Frankfurt den Goldstein nicht mehr an adlige Amtmänner vergab. Das zum Hof Goldstein gehörende Ackerland wurde einem Erbpächter übergeben und blieb bis 1840 in städtischem Besitz. Weiter setzte der Rat der Stadt Frankfurt einen Förster ein, der in einem kleinen Haus wohnte und den Anteil der Stadt am Bruchgelände verwaltete. Die Burg verfiel und diente als Steinbruch.

Bild: Zeichnung von Julius Hülsen aus dem Jahr 1914 nach einer Vorlage von Carl Theodor Reiffenstein, die die Wasserburg in einem fiktiven Zustand vor ihrer Zerstörung 1552 zeigt.